Presse

Pressemitteilung, 10.06.2021

Drahtwurm & Co. – in diesem Jahr nennenswerte Schäden

„Pflanzen können Schädlingen nicht davonwachsen – keine Bekämpfungsmöglichkeit“


Begutachten den Schaden: Landwirt Heiko Schmidt,             
Geschäftsführer KBV Jonas Bachmann, 
Vorsitzender KBV Marco Hepp (v.l.n.r.)

Grundsätzlich ist die kühle und feuchte Witterung des zu Ende gehenden Frühjahrs aus landwirtschaftlicher Sicht absolut positiv zu bewerten. Dennoch bringen diese Verhältnisse in einigen Kulturen auch Probleme mit sich.
So haben sich vor allem Mais und Zuckerrüben bei niedrigen Temperaturen und wenig Sonnenschein langsam entwickelt. Grundsätzlich stellt eine verzögerte Entwicklung noch kein Problem dar.

In diesem Jahr zeigen jedoch einige Flächen nach einem zufriedenstellenden Feldaufgang ungleiche Entwicklungen bis hin zum Absterben der zarten Pflänzchen. Nach ersten Rückmeldungen sind bei einigen Betrieben bis zu 30 % der Mais- und auch vereinzelt Rübenflächen betroffen. Die Schadbilder verzögerter Wuchs bis hin zum Totalausfall und braune Blätter sowie beschädigte Wurzeln grenzen den Kreis der Verdächtigen auf Drahtwürmer ein.
Ein zusätzliches Problem, das mit dem Auftreten von Drahtwürmern entsteht, sind Schäden durch Vogelfraß. Wildvögel reißen Pflänzchen aus, um an die im Wurzelbereich sitzenden Larven zu gelangen und verursachen so einen Totalausfall.

Die Möglichkeiten gegen Drahtwurmbefall vorzugehen sind eher begrenzt: In Deutschland sind aktuell keine entsprechenden Pflanzenschutzmittel für Mais und Rüben zugelassen, lediglich das Düngemittel Kalkstickstoff weist Eigenschaften auf, die gegen Drahtwürmer wirken. 
Zur Vorbeugung eines Drahtwurmbefalls muss die Bodenbearbeitung intensiviert werden. Eine bodenschonende, extensive Bewirtschaftung, d.h. Humusaufbau, langfristige Bodenbedeckung, extensive Bodenbearbeitung steht im Konflikt mit der Bekämpfung von Drahtwürmern, da sich diese von Pflanzenresten im Boden ernähren und so unbeschadet bis zur Keimung der Folgekultur im Boden verweilen. Dies gilt insbesondere bei feuchten Bedingungen.

Das Problem wurde beim Verbot insektizider Beizungen, welche bis 2019 zugelassen waren und ein wichtiger Baustein in der Bekämpfung sein können, ignoriert, in den vergangenen, äußerst trockenen Frühjahren war es schlicht nicht vorhanden.

„Durch immer neue Bewirtschaftungsauflagen wird uns Landwirten z.B. der Zwischenfruchtanbau vor Mais vorgeschrieben. Gleichzeitig nimmt man uns aber die Möglichkeit, auf dann eintretende Schädlingssituationen reagieren zu können,“ so Landwirt Heiko Schmidt aus Schadeck. „In etwa 10 handelsüblichen Flohhalsbändern für Haustiere ist genug Insektizid für 10.000 m² Maisfläche enthalten. Das ist nicht für mich nachvollziehbar!“ führt der Landwirt weiter aus.

Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Bewirtschaftungsauflagen und immer weniger werdenden Möglichkeiten im Pflanzenschutz dürfen nicht unterschätzt werden. Das ist kein Problem in ferner Zukunft, sondern der Gegenwart. Die Politik sollte das erkennen und wenn nötig schon getroffene Entscheidungen auf ihre Durchführbarkeit hin hinterfragen.

Kreisbauernverband Limburg-Weilburg e.V.

Marco Hepp (Vorsitzender)
Jonas Bachmann (Geschäftsführer)
 


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